Klepper Kamerad TS

Author: Lutz Pietschker
Version: 2008

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Etwa 1993 habe ich von einem Kollegen einen Polyester-Wanderzweier von Klepper gekauft. Das Boot erfreut inzwischen meinen Neffen, weil ich keinen Platz mehr zum Lagern hatte und deswegen auf ein Faltboot umgestiegen bin.

Der Klepper "Kamerad TS" (hier ein Scan der Klepper-Katalogseite) ist ein Polyester/GFK-Wanderzweier in klassischer Faltbootform, der von Klepper ab ca. 1976 gebaut wurde. Es war wohl ein Versuch, dem Trend zu folgen und in das Geschäft mit Kunststoffbooten einzusteigen, aber er war nicht erfolgreich. Warum auch immer, 1981 war Klepper pleite und konzenzrierte sich nach der Neugründung wieder auf Faltboote.
Zu dem Boot gehörten Kober-Holzpaddel, die aber in sehr schlechtem Zustand waren und bald durch TNP-Kunststoffpaddel mit Aluholm ersetzt wurden (nicht schön, aber praktisch), ferner eine Steueranlage und eine komplette Besegelung. Die Segel tragen den Namen "Bavaria" und erinnern daran, dass der Gründer von Bavaria Boote ehemals der Bootsbaumeister bei Klepper war, der sich um die Kunststoffboote kümmerte, und der nach der Pleite mit den Klepper-Bootsformen seine eigene Werft für Kunststoffboote gründete; heute ist Bavaria Boote eine der größten Bootswerften in Europa.

Mein "Kamerad" hörte auf den Namen "UHU" (wegen des schön gelben Decks, und weil sowohl das Boot als auch jedes einzelne Besatzungsmitglied noch "Unter HUndert" waren). Das Baujahr des Bootes ist nicht mehr genau zu ermitteln, wird aber wohl um 1977 herum liegen (die Fa. Klepper erinnert sich an nichts mehr und schiebt es auf einen Brand im Archiv).

Daten

• Länge über Steven: 485 cm
• Maximale Breite: 78 cm
• Maximale Höhe: 38 cm
• Gewicht: 33 kg (ohne Zubehör)

Ausstattung

• Steueranlage: Vollaluminium- anscheinend das Original, erschien mir aber nicht sehr durchdacht, daher leicht modifiziert.
• Auftriebskörper: 2x16 Liter, je eine Zölzer-"Spitztüte" vorne und hinten unter dem Deck. Wie weit das Boot damit nach dem vollständigen Fluten noch rausguckt? Nicht getestet.
• Besegelung: 3-teiliger Alu-Mast, Gaffelsegel und Fock aus Nylon und Schwertbrücke (Bild). Sie ähnelt der heutigen Klepper-S4-Besegelung stark.
• Sitze: Originalsitze von Klepper ("Stullenbretter") waren dabei, aber beschädigt und für uns auch zu tiefliegend. Mein Neubau ist weiter unten zu bewundern.
• Stemmbretter: Die normalen Klepper-Teile.
• Spritzdecke: Eine Decke war dabei, ein Riesentier aus schwerer, grauer LKW-Plane, eine Komplettabdeckung mit zwei Einzelschürzen für die "Mannlöcher". Ich habe sie bei einem Umzug weggeworfen, weil sie mir zu schwer und zu schmutzig war. Die ABC-Sattlerei hat mir preiswert und schnell eine neue, leichte Decke gebaut.

Basteln

Als Maschinenbauer neige ich dazu, vor dem Schrauben erst mal eine Zeichnung zu machen. Manchmal hilft es, oft überrascht mich die Praxis. Aber es ist immer spannend, und wenn dann etwas fertig geworden ist, ist es ein sehr befriedigendes Gefühl. Das Jahr 2003 startete mit viel notwendiger Arbeit (und einiger "just for fun"), die ganze Ausrüstung musste durchgesehen werden, einiges ersetzt oder repariert, manches vorher erst mal verstanden werden. Geholfen haben mir dabei etliche Faltboot-Bastelseiten.

Sitze

Mit den Originalsitzen sitzt man recht tief im Boot. Nach Prototyp-Sitzen aus Styrodur, um die Maße richtig hinzukriegen, entstanden Sitze in Holzkastenform, die in den Originalbeschlägen einrasten.

Bau von Sitz-Prototypen aus Styrodurplatten, weiter unten sind die fertigen Sitze zu sehen.

So sehen die neuen Sitze aus (Birkensperrholz, PU-Lack, Auflage: Isomatten-Reste). Die Tupperdose ist die Andeutung, dass man mit diesen Sitzen vielleicht auch das "P-Problem" in den Griff bekommt; das ist allerdings noch nicht experimentell erprobt. Die seitlichen Fächer sind groß genug für eine Thermosflache oder einen Wurfleinensack.

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, last change 2011-03-12