Author:
Lutz Pietschker
Version: 2011-07-30
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Zusammenfassung:
Ich wollte seit Jahren mal eine richtige Wasserwanderung machen, nicht nur die Ein-Tages-Rundfahrten von einem festen Quartier aus. Am liebsten mit meiner Frau, aber nun hat es sich ergeben, dass ich doch solo gefahren bin; Jutta hat mich hingefahren und am Ende wieder aufgesammelt und die Zwischenzeit in einer Ferienwohnung in der Stechlin-Region verbracht, wo wir dann den Urlaub gemeinsam ausklingen ließen.
Ich hatte mir ca. sieben Tage Zeit genommen, nach oben und unten offen. Ich konnte ja nicht wissen, ob es wirklich Spaß macht; ich habe seit Jahren nicht mehr in einem Zelt geschlafen und hatte erst einmal vorher eine (2-tägige) Paddel-Wanderfahrt gemacht, es war also etliches an Unwägbarkeiten vorhanden. Vorher die Kenntnisse aus der Literatur auffrischen, probepacken und ein Zelt-Probeaufbau waren also Pflicht, gehörten aber auch zum Thema "Vorfreude".
Es war ein Riesenerfolg, es war die schönste Urlaubswoche, die ich seit langem hatte. Es passte alles, der Plan war gut, die Ausrüstung auch, selbst das Wetter spielte mit. Dass das Boot nicht das ideale Wanderboot ist, war vorher klar, aber es lief auf der erträglichen Seite zwischen "recht" und "schlecht". Und es war bestimmt nicht meine letzte Wanderfahrt in diesem Paddelparadies direkt vor meiner Haustür; wer von seiner Wohnung so viele so schöne Gewässer innerhalb einer Auto- oder Bahnstunde erreichen kann, hat enormes Glück.
Die Abschnitte der Wanderung:
Weitere Informationen:
Tips:
Weil das meine erste längere Paddeltour war, habe ich sie ziemlich gründlich geplant (außerdem macht mir sowas Spaß). Für die Tour hatte ich den Startpunkt (Kratzeburg) und die erste Übernachtung (Hexenwäldchen) festgelegt, als Endpunkt war vorläufig Rheinsberg geplant, und ich wollte sieben Tage auf dem Wasser sein. Weil mir die direkte Route zu kurz war (63 km), habe ich von vorneherein verschiedene mögliche Umwege und Abstecher vorgesehen. Hauptroute, Umwege und wichtige Wegepunkte (Umtragestellen, Campingplätze) habe ich in der digitalen Karte Topo Deutschland 2010 eingezeichnet und als Tracks auf mein Garmin-Navi eTrex Venture Cx übertragen. So hatte ich während der Fahrt immer die direkte und die alternativen Routen auf dem Gerät sichtbar. Ein Ausschnitt der digitalen Karte sah etwa so aus:
Ausschnitte dieser Planungskarte hatte ich mir auch ausgedruckt und mitgenommen, aber für die tägliche Navigation und Entscheidungsfindung habe ich natürlich die Jübermann-Karten benutzt. Die Hauptroute (rot) und die Umwege und Ausflüge (türkis) sehen auf Google Earth so aus:
Natürlich braucht man für so eine Fahrt kein Navi, aber ich habe eben Spaß an solchem elektronischem Spielkram. Immerhin liefert es einem mühelos ein Log der tatsächlich gefahrenen Strecke einschließlich aller Extrakurven. Schön ist auch, dass man sich unterwegs Merkpunkte setzen kann, die man dann abends oder zu Hause auswerten kann ("Ach ja, da war ja ein schöner Rastplatz!").
Ansonsten habe ich mir vorher noch mal die Bücher von v. Stritzky/de Pree und Helle Wiese zu Gemüte geführt und danach meine Standard-Packliste überarbeitet.
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Unser Zweier (Folbot Greenland II) war mir für eine Solo-Fahrt zu groß und schwer, also musste das Pakboats Arrow 12 ran (ein Puffin mit PU-Haut)- den Namen "Plus" hat es unter anderem daher, dass ich es als "Zugabe" zu dem Folbot gekauft hatte, aber warum soll ein Spaßboot nicht auch wandern können? Antwort: Es kann, geht aber ungerne geradeaus. Ein typischer Vertreter der Spaßgesellschaft eben. Aber ich greife vor.
Das erste Plus an dem Boot: Es ist unglaublich leicht, gerade mal 12 kg incl. Spritzverdeck und Schürze. Das zweite: Es ist blitzschnell aufzubauen, u.a. weil es fast vollkommen symmetrisch ist (Bug zu Heck, quer wäre ja nicht so etwas Besonderes…) und weil es dicke Luftschläuche hat, die alles zusammenspannen. Drittens: Weil das Spritzverdeck nur aufgeklettet ist, kann man das Boot ganz einfach be- und entladen.
"Drittens" ist aber auch nötig, weil in dem Boot wenig Platz ist, eben wegen der Luftschläuche (siehe "zweitens"). Da die Luftschläuche auch für einen Teil der Stabilität verantwortlich sind, hatte ich Zeifel, ob das ausreichen würde, ein beladenes Boot umzutragen oder auf dem Bootswagen zu rollen. Es geht, aber gefühlt war es hart an der Grenze dazu, dass sich Teile verabschieden oder so aushaken, dass ein Neuaufbau fällig wäre. War aber nicht. Also ein "plus, gefühlt an der Grenze zum minus".
Das geringe Gewicht schließlich ist gut und schlecht, weil sich das Boot beladen deutlich anders benimmt als wenn es leer ist: Leer ist es ein Spaßboot, beladen eine Zicke. Es ist normal, dass dieses Boot bei jedem Paddelschlag deutlich pendelt (giert), weil es kurz ist, einen sehr flachen, glatten Boden und, sobald jemand drin sitzt, starken Kielsprung hat. Unangenehm ist, dass das beladene Boot, wenn es einmal eine Drehrichtung prima findet, nur noch mit viel Kraft auf den Kurs zurückzubringen ist. Manchmal habe ich vier, fünf Schläge auf einer Seite machen müssen, um auch nur den Kurs zu halten, oft ging dann die Dreherei in der anderen Richtung los, weil ich es übertrieben hatte. Speziell wird das lästig, wenn man durch Wind oder (Schiffs-) Wellen versetzt und gedreht wird. Bessere Paddeltechnik hätte das Kurshalten sicherlich einfacher gemacht, so war es streckenweise "Kampfpaddeln". Drei Schläge aussetzen bedeuteten meistens eine 90- bis 180-Grad-Drehung; das ärgert andere Verkehrsteilnehmer und erschwert das Fotografieren, aber auch die Beobachtung von Vögeln usw.; mein Fernglas hatte ich zum Schluss unter dem Spritzverdeck verpackt, weil ich es sowieso nicht nutzen konnte.
Packversuche hatten ergeben, dass ich eine Tasche und den Bootswagen als Decklast fahren muss, unter Deck war nicht genug Platz. Das geht leicht, weil das Boot D-Ringe vor und hinter dem Cockpit hat, ich habe zur Fixierung der Last einfach Gumminetze genommen (aus dem Motorradhandel, womit man sonst z.B. Helme auf dem Sitz hält).
Es ist wegen der beengten Verhältnisse im Boot schwer, alle nötigen Kleinigkeiten wirklich griffbereit zu haben: Ösfass und Schwamm, Schwimmweste, Paddeljacke, Spritzschürze, Sonnenhut, Wasserflasche, Tagesverpflegung, Foto-/Wertsachenbeutel, Fernglas… das klappt kaum, deswegen wanderte im Laufe der Zeit einiges Kleing'lump in die Maschen der Gumminetze und trug so zum bunten Erscheinungsbild bei. Trotzdem hat man eher das Gefühl, das Boot anzuziehen als einzusteigen, ich hatte exakt den notwendigen und minimalen Sitz- und Beinraum, kein bisschen mehr. Und ich messe nur 1,66 m!
Zu meinem Erstaunen konnte ich trotzdem im Sitzen Paddeljacke und Spritzschürze an- und ablegen.
Trotz aller Problemchen, ich würde wieder mit diesem Boot losfahren, aber offene, weite Gewässer genauso meiden wie Gewässer mit starkem Motorbootverkehr.
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