Author:
Lutz Pietschker
Version: 2014-05-30
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Gesamtübersicht — nächste Etappe – vorige Etappe
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Ein wunderschöner Sonnenaufgang über dem Zeuthener See weckt mich (ich reise weckerfrei); das Cafe Dreißig hat ab 7 h geöffnet, dort gibt es ein ordentliches Frühstück. So kann ein Tag beginnen; das Wetter wird ebenfalls wieder gut werden, und sehr warm.
Ich habe meine Taschen schon gestern neu organisiert, das Boot wird etwas anders gepackt als gestern und hat damit erstaunlicherweise für diese Fahrt schon fast das Optimum erreicht, was Zugänglichkeit und Trimm angeht; Canadier packen sich eben wirklich sehr einfach. Wenn ich mir nun noch merken könnte, was in welcher Tasche ist… Um die Ladung zu sichern, reichen zwei Motorrad(helm)-Gepäcknetze und ein Zurrgurt, den ich für den Bootswagen sowieso dabei habe.
Zehn nach acht bin ich auf dem Wasser, und nach nur 15 Minuten wird mein Bootsname amtlich anerkannt. Soll heißen, eine wohl gelangweilte Wasserschutzpolizei-Mannschaft winkt mich längsseits, um die korrekte Kennzeichnung des Bootes zu überprüfen. Man akzeptiert, dass ein Name am Backbordbug und einer am Steuerbordheck wohl reichen muss, weil die anderen Seiten jeweils mit Ally-Eigenwerbung belegt sind, und vermessen per Augenmaß akkurat, dass der Name auch groß genug geschrieben ist. Die Jungs sind so zufrieden, dass sie nicht einmal mehr den "dauerhaft angebrachten" Namen des Halters überprüfen wollen. Freundlicher Gruß, und weiter.
An den Ufern gibt es weiterhin eine Parade schöner Villen. Ich bin froh, dass ich diese großen Gärten nicht pflegen muss, aber so ein Bootshaus am Ufer hätte natürlich seinen Reiz.
Kurz vor dem Hafen Königs Wusterhausen: Die Autobahnbrücke
Einem Reiher ist egal, worauf er sitzt
Ein Zweireiher
Kurz hinter dem Hafen: Schleuse Neue Mühle
Wenn die Männer vom WSA angeln gehen, holen sie Seltsames heraus.
Rauchfangswerder bleibt an Steurbord liegen; hier könnte man zur "Großen Umfahrt" abbiegen, um über Großen Zug, Oder-Spree-Kanal, Seddinsee, Gosener Graben, Dämeritzsee, Müggelspree und Müggelsee zurück nach Köpenick zu kommen. Das mache ich dann später mal als Wochenendfahrt, für mich ist der nächste Anlaufpunkt der Hafen Königs Wusterhausen, direkt hinter der Autobahnbrücke des Berliner Rings (A10). Hier liegen Binnenschiffe und Schubleichter, umgeschlagen wird unter anderem Braunkohle. Die stadtnahen Vögel, unter anderem Reiher und Kormorane, interessiert das wenig, sie sind extrem zahm und lassen Paddler und auch Binnenschiffe dicht an sich ran, ohne scheu zu werden. Anfangs dachte ich, das hinge mit dem Boot oder der Paddeltechnik zusammen, aber der Zusammenhang ist wohl eindeutig die Stadtnähe und die Gewöhnung an Menschen, wie der Rest der Fahrt zeigte.
In Hafennähe dann eine abgesperrte Wasserfläche, um die man sich wohl landschaftsgestalterisch in den Haaren liegt, darauf wies jedenfalls ein dort verankertes Boot hin, auf dem die Forderung zur Erhaltung dieses Teiches plakatiert war.
Die erste Schleuse dieser Fahrt ist dann die Neue Mühle, noch dicht am Hafen KW, die Schleusenkammer hatte ich für mich alleine. Dahinter lagen noch ein paar Schiffe, die nach Arbeit aussahen, zum Beispiel ein Leichter des Wasser- und Schifffahrtamtes Berlin (es ist für alle Bundeswasserstraßen im Bereich der Märkischen Umfahrt zuständig), auf dem ein ehemals gesunkenes Motorboot herum lag, aber dann verlieren sich die Spuren von Industrie und Wirtschaft vorerst.
Kurze Pause m Krüpelsee
Viele Schwanenfamilien sind unterwegs
Windbruch auf der Dahme
Hafen und Badestelle: Strandbad Gussow
Das Eiscafé im Strandbad war willkommen
Es geht raus auf die Wasserfläche des Krüpelsees. Es ist wenig Wind, also fährt es sich wunderbar, am Ufer liegen immer noch tolle Villengrundstücke, aber nicht mehr so dicht an dicht wie am Zeuthener See. Eine öffentliche Landestelle für eine Pause zu finden, ist allerdings nicht leicht, und so "borge" ich mir einen Steg, der verlassen aussieht.
Vom Krüpelsee geht es wieder in die Dahme, die hier nur noch ca. 30-50 m breit und nur unauffällig befestigt ist. Sie wird freigehalten, aber Windbruch, der die Schifffahrt nicht stört, bleibt auch schon mal liegen. Mit auf dem Wasser: Enten, Schwäne, Blässhühner, jeweils mit ihren putzigen, wolligen Küken, in diesem Bereich noch völlig entspannt, wenn man sich mit dem Boot langsam nähert.
Gegen 15 h bin ich am Strandbad Gussow, das ein nettes kleines Eiscafé hat. Ein Schwedenbecher, ein bleifreies Weizenbier und eine Pause im Schatten füllen den Akku für den Rest der Strecke, und meine Wasserflasche füllt die freundliche Dame hinter dem Tresen auch gleich mit auf.
Sofort danach kommt der Dolgensee, der sich für gut 2 km zwischen Gussow und Dolgenbrodt erstreckt; hier gab es frischen Gegenwind und damit die Möglichkeit, ein bisschen mit dem Trimm des Bootes zu spielen. Dann geht es wieder in die Dahme "als Fluss".
Blässhuhnnest (Einmündung Dahme/Langer See)
Alles ist geradezu unglaublich grün
Am Anleger beim Restaurant Zur Linde
Campingplatz am Mühlenfließ (Wendisch-Werft)
Die Umfahrt kann man in "flussartige", "kanalartige" und "seeförmige" Abschnitte unterteilen, die sich munter abwechseln, obwohl es (lassen wir die Berliner Kanalabschnitte mal außen vor) tatsächlich nur zwei Flüsse sind, die ich entlangfahre: die Dahme (aufwärts) und die Spree (abwärts), alles andere sind lokale Namen für Teilbereiche dieser Flüsse; die Verbindung zwischen beiden stellt zwischen Märkisch Buchholz und Leibsch der Dahme-Umflutkanal her.
Hier ist es erst mal wieder "flussartig", d.h. nicht zu breit, keine merkbare Strömung (gut so, ich fahre ja noch bergauf), an den Ufern entweder Wald, Wiesen mit Schilf und Lilien, oder Wiesen, die durch eine Baumreihe zum Fluss hin begrenzt sind. Das wird die Fahrt über im Großen und Ganzen so bleiben. Wer eine Grünallergie haben sollte, meidet die Strecke besser.
Ich weiß nicht viel über das, was entlang der Strecke an bemerkenswerten Dingen liegen mag, und konzentriere mich auf die kleinen Dinge am Weg: Vogelnester, das unglaubliche Vogelkonzert in Schilf und Bäumen in den Vormittagsstunden, seltsame Bäume, Treibgut.
Prieros ist in Sicht, dort will ich übernachten. Direkt am Anleger der Personenschifffahrt ist das Restaurant Zur Linde, auf deren Wiese man eine Nacht kostenlos biwakieren kann. Allerdings ist die nächste öffentliche Toilette ca. 200 m entfernt; das Restaurant hat nicht die ganze Nacht geöffnet, und die sehr freundlichen Damen hinter der Theke machen auch höflich klar, dass sie ihre Funktion nicht in erster Linie als WC mit Wasserlage sehen. Das kann man verstehen.
Der Leiter einer Kindergruppe, unterwegs in zwei großen Canadiern, gibt mir den Tipp, noch 700 m weiter zu fahren, wo die Bootswerft Wendisch den kleinen Campingplatz am Mühlenfließ betreibt, direkt vor der Schleuse. Das tue ich, und es ist ein guter Tipp: Ein kleiner Platz mit kurzen Wegen, freundlichen Gästen, sauber.
Mit Zelt aufbauen, Abendessen vom Trangia, rumpusseln am Boot geht der Abend rum. Ich unterhalte mich eine Weile mit einem Fährmann aus Lübben, der mit Familie auf seinem Spreekahn die Umfahrt in abgekürzter Form und in Gegenrichtung macht. Von ihm bekomme ich auch ein paar Tipps für die Bootsschleppen in Märkisch Buchholz, die mir am nächsten Tag bevorstehen. Dann noch zwei Urlaubskarten geschrieben; wann ich die wohl in einen Briefkasten stecken kann?
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