Author:
Lutz Pietschker
Version: 2011-10-01
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vorige Etappe — Gesamtübersicht
Diese Etappe kann den Weg in zwei Richtungen verlängern: Nach Wittenberge, dann bleibt man auf der historischen Fernhandels- und Poststraße nach Hamburg, oder nach Havelberg, dann hat man den Bezug zu den historischen Macht- und Verwaltungszentren. Die Bischöfe von Havelberg waren im Mittelalter geistige und weltliche Herrscher über große Teile des heutigen Landes Brandenburg. Außerdem hat Havelberg einen Bezug zu Wilsnack: Die Bewohner von Wilsnack waren im Jahr 1383 zur Kirchweih in Havelberg, als ihr Dorf verwüstet wurde.
Ich habe mich für Havelberg aber vor allem deswegen entschieden, weil der Weg sehr schön entlang der Elb-Auen führt und weil ich hoffte, dort ruhiger laufen zu können als auf dem Elbdeich bei Wittenberge, wo viele Radfahrer unterwegs sind. Der Weg nach Wittenberge hätte allerdings den Vorteil, dass man dort direkten Bahnanschluss nach Berlin hat.
Die erste Hälfte des Weges geht entlang wenig befahrener Asphaltstraßen nach Süden, durch die historisch interessanten Ortschaften Legde, Lennewitz und Quitzöbel. Ab Quitzöbel kommt ein Stückchen Heide und Wald bis zum Havelsperrwerk, und dann geht es lange, lange den Deich entlang, zum großen Teil auf einem Grasweg entlang der Krone. Links fließt (meist unsichtbar) die Havel, rechts sind die Elb-Auen und die Elbe, unten Kühe, oben Raubvögel. An der Havelschleuse geht es wieder kurz auf die Straße (bzw. den Radweg), und dann als krönenden Abschluss die Treppe hoch zum Dom von Havelberg. Für mich war hier das vorläufige Ende der Wanderung, per Bus und Bahn ging es zurück nach Berlin.
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In Bad Wilsnack startet diese Etappe südlich gegenüber der Nikolaikirche; der Zernerweg beginnt zwischen zwei grauen Häuschen. Nach einem Kilometer zwischen schmucken Einfamilienhäusern geht es in die Wiesen, auf einer kaum befahrenen Asphaltstraße. 3 km lang ist die Straße fast gerade, dann trifft sie auf die Straße nach Legde. Am Ortseingang von Legde (km 4,6) gibt es einen Rastplatz. Im Ort steht eine Backsteinkirche und man findet alte Wegweiser, auf Feldsteine aufgepinselt. Auf einer typisch brandenburgischen Alleestraße geht es weiter nach Lennewitz; der Blick auf einen Backstein-Gutshof öffnet sich nach und nach durch den Tunnel der Alleebäume.
Wussten Sie, dass der Befehl zur Anlage der Baumalleen in Brandenburg vom "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I kam? Sie sollten die Straßen im Winter markieren und im Sommer den Reisenden (z.B. seinen Soldaten) Schatten spenden. Er konnte ja nicht ahnen, dass sie später auch eine Auslesefunktion unter betrunkenen jungen Autofahrern übernehmen würden.
Die Kirche in Lennewitz (km 7,3) ist eine Jugendstilkirche; ich hätte das nicht erkannt, aber ich habe sie auch nur von außen gesehen. An der Kirche ist übrigens wieder ein Rastplatz.
Der nächste Ort ist Quitzöbel. Das sieht wieder sehr nach einem ehemaligen Runddorf aus, mit der Backsteinkirche in der Mitte (km 8,8). Immer rechts halten, auf der Werbener Straße, und den grünen Platz mit dem Kriegerdenkmal links liegen lassen (es sei denn, man möchte dort rasten). Wenn man auf die Binnendüne will, bei km 9,2 geradeaus gehen, sonst rechts abknicken; falls man zur Düne geht, kommt man wieder genau hierher zurück. Wo die Straße am Ortsausgang rechts abknickt (km 9,6), geradeaus in die Heide gehen (dort stehen wieder Rastbänke) und dann dem Sand-Heideweg nach rechts folgen. Man folgt danach immer in etwa dem Verlauf der Stromtrasse (Betonmasten), umläuft so einen kleinen Teich namens Bauerbrack halb im Uhrzeigersinn und kommt nicht weit vom Pegel auf die Straße (km 10,6). Hier muss man nach links gehen, dann kommt nach 400 m das Sperrwerk in Sicht.
Das Sperrwerk sperrt die Havel gegen Hochwasser der Elbe ab, es besteht aus einer künstlich elbabwärts verlegten Havelmündung (Gnevsdorfer Vorfluter) und drei Sperrwehren, eines davon mit Kahnschleuse. Eine Informationstafel hinter dem 3. (Gnevsdorfer) Wehr erklärt das Prinzip (km 11,5).
Jetzt geht es auf den Deich, der Elbe und Havel trennt– die Elbe zur rechten, die Havel zur linken Hand. Bis Neuwerben (km 12,8) ist die Deichkrone betoniert, dann wird sie ein schöner Grasweg. Kühe, Raubvögel, Schiffe, so zieht sich das gemütlich bis zum Schleusenkanal, der den Havelschiffen die Fahrt von und zur Elbe ermöglicht. Ein Rastplatz ist bei km 14,2 gegenüber von Dahlen, die Schleuse erreicht man bei km 18, man hat also viel Zeit und Ruhe und sollte ruhig mal stehen bleiben und einfach nur um sich gucken. Ich konnte zum Beispiel einen Rotmilan beobachten (auch bekannt als Gabelweihe– kirchliche Küchenzeremonie?), der über den Elb-Auen seine Kreise zog.
Hinter der Schleuse, die man aus hoheitlichen Gründen umgehen muss, ist eine Brücke, der Straße dahinter folgt man bis zur Elbstraße (km 19,1). Nach rechts ginge es zur Havelfähre, nach links gehe ich auf einem Radweg nach Havelberg. Über die neue Brücke geht es auf die Havelinsel (km 20,4), und wer Zeit hat, soll sich hier ruhig umsehen, es ist schön. Man kann sogar Boote mieten und Rundfahrten machen (an der Westseite der Insel).
Vorbei an St. Laurentius bekommt man jetzt erstmalig einen freien Blick auf den gewaltigen Dom, der hoch über der Havel thront. Um dort hin zu kommen, muss man allerdings erst mal eine Treppe hochgehen. Hier waren also die Wilsnacker, als Heinrich "Grotekop" von Bülow ihre Kirche und ihr Dorf in Schutt und Asche legte! Und von hier aus wurde jahrhundertelang das Havelland regiert, es ist neben Brandenburg an der Havel der älteste Bischofssitz östlich der Elbe.
Die Reise ist fast zu Ende. Plötzlich habe ich das Gefühl, ich würde lieber schnell zurückfahren, als noch lange in Havelberg zu verweilen; vielleicht liegt es auch daran, dass ich hier schon mehrfach war. Also gehe ich nördlich um den Dom und dann nach rechts zum Busbahnhof am Wasserturm, und dort kommt schon fünf Minuten später der Bus 900, der mich zum Bahnhof Glöwen bringt. Er hat Anschluss an den Zug, und eineinhalb Stunden, nachdem ich die Treppe zum Dom hochgestiegen bin, steige ich in Spandau aus dem Regionalzug. So nahe beieinander ist heute alles.
Es war schön.
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